Die Bilanz der Personalratswahl 2020 zeigt Licht und Schatten. Das Erfreulichste vorweg: In allen zwölf Personalräten, für die lehrer nrw angetreten ist, sind wir künftig vertreten. Denn erstmals hat lehrer nrw in allen sechs Gesamt- und Sekundarschul-Personalräten mindestens einen Sitz. Im Realschulbereich musste lehrer nrw Stimmenverluste hinnehmen, bleibt aber stärkste Kraft.

Ursprünglich sollte die Personalratswahl im Juni 2020 stattfinden. Als Wahlkampfleiter hatte ich deshalb in der zweiten Ausgabe unserer Verbandszeitschrift Wahlziele formuliert:

  • In der Schulform Realschule geht es darum, stärkster Verband zu bleiben und den Vorsitz im Hauptpersonalrat und in den drei größten Bezirken Düsseldorf, Köln und Arnsberg zu verteidigen.

> Dies ist uns gelungen, auch wenn teils schmerzliche Einbußen hingenommen werden mussten. Die bisherigen Vorsitzenden sind auch die neuen Vorsitzenden, und die Zusammenarbeit mit dem VBE kann in allen vier Personalräten fortgeführt werden.
  • In Münster und Detmold soll ein Ergebnis erzielt werden, das es unmöglich macht, einen Vorstand ohne Beteiligung von lehrer nrw zu bilden.

> Dies ist uns in Münster gelungen, wo lehrer nrw weiterhin den 1. stellvertretenden
Vorsitzenden stellt. In Detmold hat der Verband das Wahlziel denkbar knapp verpasst. Eine mögliche ’Koalition’ aus lehrer nrw und VBE konnte 48,83 Prozent aller Wähler*innen auf sich vereinigen. 24 Stimmen mehr hätten eine eigene Mehrheit bedeutet …
  • An den Schulformen des längeren gemeinsamen Lernens ist es das erklärte Ziel, sich weiter zu etablieren und eine feste Größe zu werden. In jedem der sechs Personalräte (fünf Bezirke sowie Hauptpersonalrat) soll mindestens ein Mandat errungen und in den Personalräten, in denen der Verband schon vertreten ist (Arnsberg, Düsseldorf, Köln, Hauptpersonalrat), möglichst ein weiteres Mandat hinzugewonnen werden.

> Dies ist uns gelungen. lehrer nrw wird in allen fünf Bezirkspersonalräten sowie im Hauptpersonalrat künftig mit einem Sitz vertreten sein – in Köln haben wir sogar zwei Sitze erreicht. Das unterstreicht, dass unser Verband sich inzwischen eine wesentlich breitere Basis im Sekundarbereich erarbeitet hat.

Schwache Wahlbeteiligung

Sehr bedenklich ist die erschreckend schwache Wahlbeteiligung. So haben im Realschulbereich nur etwa 40 Prozent der Lehrkräfte von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht, an den Gesamt- und Sekundarschulen waren es gar nur rund 34 Prozent. Dies ist ein Alarmsignal – nicht nur für die Verbände, sondern auch für die Politik. Viele Lehrkräfte sind – gerade in Corona-Zeiten – sehr verunsichert. Eine Schulpolitik über die Köpfe von Personalräten und Lehrkräften hinweg reißt Gräben auf, die nur schwer zu überbrücken sind.

Vertrauen rechtfertigen

In den kommenden Wochen, Monaten und Jahren wird es darum gehen, das in den Verband gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Dazu benötigen unsere Mandatsträger nicht nur eine gehörige Portion Herzblut, sondern auch die notwendige Professionalität. Deshalb wird der Verband seine Personalratsmitglieder kontinuierlich schulen. Den Auftakt dazu bietet eine Veranstaltung im Januar, in der die Beratungskompetenz in allen schulisch relevanten Feldern gestärkt wird. Das fängt mit A wie Amtsarzt an und endet bei Z wie Zurruhesetzung. Eine weitere Fortbildung noch vor den Sommerferien ist bereits in Planung, in der vor allem rechtliche Aspekte der Personalratsarbeit im Fokus stehen werden. Rechtssicherheit verleiht Souveränität, und nur, wer die im Landespersonalvertretungsgesetz fixierten Rechte und Pflichten eines Personalrats kennt, kann gegenüber der Dienststelle als starker Verhandlungspartner auf Augenhöhe auftreten.

Insofern gilt ab sofort das Motto: Nach der Wahl ist vor der Arbeit!

Sven Christoffer

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Übersicht über Wahlergebnisse der PR-Wahl 2020

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